Naturschutz contra Sportvergnügen im Isartal
Vor beinahe 15 Jahren gründete sich eine sogenannte Lenkungsgruppe „NaturErholung Isartal im Süden von München“ um den zunehmenden Wildwuchs an Pfaden und Hindernisparkouren, die schon damals durch Mountainbike-Enthusiasten entlang der Hänge auf der West- und Ostseite des Isartals entstanden sind, ein zudämmen. Ziel war es, mit einem sogenannten Lenkungskonzept ein offizielles Wegenetz zu finden, das für die ambitionierten Radsportler freigeben werden sollte. Beteiligt an der Lenkungsgruppe waren zunächst auf Initiative von Landkreis und Stadt München neben den Grundeigentümern, auch mehrere Mountainbike- und Naturschutzverbände, in den Anfangsjahren auch wir, als Agenda 21 Pullach. 2017 wurde von der Gruppe dann ein Trailverlauf von ca. 75 km vorgeschlagen. Umstritten zwischen Landkreis und Stadt München waren aber von Anfang an, die endgültige Trägerschaft und die Haftung bei der Umsetzung des Konzepts. Geeinigt hat man sich inzwischen auf eine Teilung der Kosten, und, dass es nun der Alpenverein als neuer Träger des Konzepts richten soll, bezeichnenderweise hier die Abteilung Mountainbikesport.
An sich haben wir nichts gegen die Idee, dass das Radsportgeschehen auf vorgegebene sog. „geeignete“ Wege kanalisiert werden soll, um die Zerstörung schützenswerter Naturgebiete entlang der Isar nach Möglichkeit einzudämmen, eine Entwicklung, die inzwischen leider von Jahr zu Jahr immer weiter fortschreitet. Dazu kommt, dass sich in den letzten Jahren die auch Zahl der Mountainbiker im Isartal erheblich vergrößert hat. Auch wird inzwischen in den sozialen Netzen international für die sportliche MB-Nutzung des Isartalgeländes geworben.
Wir müssen vor allem speziell bezogen auf das Pullacher Gemeindegebiet feststellen, dass der von der Lenkungsgruppe 2017 vorgeschlagene derzeit „wilde“ Trail unterhalb Waldwirtschaft und Burg Schwaneck offiziell weiterhin genau durch das höchst sensible Hangquellengebiet also mitten durch eines der letzten wirklichen Biotope Pullachs verlaufen soll (natürliche Hangquellen mit Tümpeln und kleinen Bächen). Ebenso am südlichen Ende Pullachs mitten durch den denkmalgeschützten und 2016 von der Gemeinde neu eröffneten Höllriegelpark und hier ausgerechnet genau entlang des Wegs, der den Parkbesucher zu den einzelnen Denkmälern empfohlen wird.
In beiden Fällen fordern wir, die geplante Trailführung aus Naturschutzgründen zu verändern. Änderungen am Konzeptsollen ja auch nach Beschluss des Kreistags des Landkreises möglich sein.
Wir möchten ausdrücklich betonen, dass wir als entschiedene Befürworter der Mobilitätswende nichts gegen den Radsport an sich, auch nicht gegen das Mountainbiken im Besonderen haben. Es gilt aber auch hier zwischen dem sportlichen Erholungsbedürfnis der Bevölkerung und dem Schutz einmaliger Naturgüter abzuwägen. Alternative Wegeführungen für diese kurzen sensiblen Strecken des Konzepts, wie sie u.a. hier in Pullach durchaus vorliegen, sind auf alle Fälle die verträglichere Lösung.
Peter Kloeber, Agenda 21 Pullach