Autobahn-Südring: Die Agenda 21 sieht starke Belastungen auf Pullach zukommen!

Pressemitteilung am 20. 12. 2009, am Donnerstag 28. Januar 2010 im Isar-Anzeiger

In der jüngsten Präsentation eines Zwischenberichts zur Machbarkeitsstudie wurde über neue Fakten berichtet, welche die negativen Auswirkungen der Südring-Planung auf Pullach weiter verschärfen:
Der oberirdischen Trasse C8 wurde zwar ein massiver Eingriff in die Natur, verbunden mit einem immensen Flächenverbrauch bescheinigt, trotzdem wurden dafür Detailausarbeitungen vorangetrieben und unvergleichlich niedrige Investitionskosten von 400 Mio€ präsentiert. Damit verbunden wird dieser Trasse ein konkurrenzlos gutes Nutzen-/Kostenverhältnis bescheinigt. Will man sich mit diesem finanziellen Aspekt über alle Sünden an der Umwelt hinweg setzen?
Es würden 100 Mio Kfz-km pro Jahr zusätzlich gefahren, was einen gravierenden Anstieg des CO2-Ausstoßes in der Region zur Folge hätte. Die Bundesregierung und die Bayerische Staatsregierung würden damit gegen ihre eigenen Verpflichtungen zum Klimaschutz verstoßen.


Durch die bei dieser Variante vorgesehenen Anschlussstellen für die Bundesstraßen entstünde ein gewaltiger Druck auf diese Zubringerstraßen und die anliegenden Gemeinden. Von den Vortragenden wurde auch kein Geheimnis daraus gemacht, dass gerade auf die B11 und auf Pullach eine erheblich höhere Verkehrslast zukommen würde. Es ist zu befürchten, dass bei Staus der Zubringerverkehr durch die Ortsstraßen innerhalb Pullachs fließt. Damit würde das langjährige Bemühen der Gemeinde Pullach - und vor allem auch der lokalen Agenda 21 - den Durchgangsverkehr auf die Ortsumgehung B11 zu bringen, geradezu torpediert.

Verkehrstechnisch werden die stadtnahen Trassen B1 und B2 als vorteilhaft eingestuft. Dabei handelt es sich um Tunnellösungen, bei denen man von einem Tunnel unter dem Flussbett der Isar und unterhalb von Pullach und Grünwald  ausgeht. Eine solche Variante hätte verkehrstechnisch wohl geringere Konsequenzen für Pullach, da der sehr tief liegende Tunnel keinen Anschluss zur B11 zulässt. Demgegenüber wären jedoch andere negative Auswirkungen auf unseren Lebensraum eklatant:
Es müssten im Gemeindebereich Be- und Entlüftungen in Kauf genommen werden, was eine kontinuierliche Luftverschmutzung durch schädliche Abgase zur Folge hätte. Ausserdem müssten Notausgänge und Rettungswege entlang des Tunnels geschaffen werden.
In der näheren Umgebung und damit auch mit direkten Auswirkungen auf Pullachs Bevölkerung sind von den Teilen der oberirdischen Trassenführung zu erwarten. Tiefgreifende Eingriffe würden unermessliche Schäden in der Naturlandschaft des Forstenrieder Parks verursachen. Damit würden die einmaligen Naherholungsräume für Hunderttausende zerstört. Eine unzumutbare Erhöhung der Gesundheitsbelastung durch Abgas- und Lärmemissionen in einem bisher weitgehend unbelasteten Raum wäre die Folge. Auch die südlichen Stadtteile Münchens wären stark betroffen.
Unter diesen Gesichtspunkten wirkt die Umwelt-Einstufung der stadtnächsten Trasse B1 als „ohne Restriktionen“ geradezu grotesk.

Darüberhinaus führen die unter dem Pullacher Gemeindegebiet geplanten Tunnel  unmittelbar an die bestehende Geothermie-Anlage heran, bzw. queren das Einzugsgebiet. Die mehr als 3.000 m in die Tiefe gehenden Rohrleitungen der Geothermie sind äußerst sensibel in Bezug auf Erschütterungen, die beim Bau des Südringtunnels ohne Zweifel verursacht würden. Dies könnte die mit hohen Kosten verbundenen Anstrengungen der Gemeinde auf Gewinnung erneuerbarer Energie zunichte machen.

Selbst die Beteiligten der Machbarkeitsstudie kommen zu der Feststellung, dass  bei allen untersuchten Trassen die zu erwartenden Fahrzeitgewinne für den tangentialen Verkehr weitgehend zu vernachlässigen sind. Aber gerade die entscheidende Verbesserung für den überregionalen Verkehr wurde als Begründung für den  Südring genannt. Offensichtlich wird das gewünschte Ziel total verfehlt!

Die Agenda 21 Pullach lehnt jegliche Variante eines Südrings entschieden ab. Alle derzeit in Frage kommenden Trassenvarianten hätten gravierende Auswirkungen auf Pullach und seine nähere Umgebung. Daher appelliert die Agenda 21 Pullach an die Entscheidungsträger der Gemeinde und des Landkreises, alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen, um den Bau eines Autobahn-Südrings zu verhindern.

Bert Eisl
Sprecher Agenda 21 Pullach